Donnerstag, 31. Oktober 2013

These: Sex ist keine ganz normale Arbeit. Oder doch?

inspiriert von und gefunden hier:  http://www.journelle.de/3800/der-appell-fuer-mehr-vernunft/

In unserem christlich-fundamental-verklemmten freizügig-prüdem Kulturkreis klingt die These, daß sexuelle Dienstleistung eine Arbeit wie jede andere auch sei, zutiefst skandalös. Unerhört, jenseits des guten Geschmacks, unanständig, abartig, indiskutabel sei es, den Frauen, die sich prostituieren, alle Rechte eines anständigen Arbeitnehmers/Bürgers zuzugestehen. Die etablierte Schwarzersche Frauen-Emanzipationsbewegung vertritt eine besonders extreme Position: Prostitution sei immer ein Armutszeugnis für alle Beteiligten, das könne ja gar nicht freiwillig geschehen, nur unter Zwang und aus tiefster Not heraus. Und wenn sich eine Frau dennoch freiwillig prostituierte, hätte sie den ganzen Schlamassel selbstverständlich allein sich selbst zuzuschreiben und dürfe keine Hilfe von der ach so anständigen Gesellschaft erwarten. (Männer, die sich prostituieren, lasse ich mal ausgeklammert, sie dürfen sich aber auch angesprochen fühlen; und von den Nutznießern der Prostitution schweige ich lieber ganz)

Was ist Prostitution, woher kommt sie, was ist ihre Geschichte?
Gibt es anständige Prostitution - oder impliziert allein schon der Ausdruck Unanständigkeit, Verleugnen moralisch-sittlicher Werte, eine allgemeinen Bankrotterklärung von Moral und Anstand?

Sex als Dienstleistung gegen Geld, Nahrung, Unterkunft, sozialen Status ist so alt wie die Menschheit selbst. Es steckt uns sozusagen in den Genen.
Ein gutes Beispiel sind die Bonobo-Schimpansen, die tierisch freizügig (*g*) mit ihrem Körper umgehen, Nahrung anbieten und dafür Sex erwarten und auch bekommen. Eine Win-Win-Situation für beide Geschlechter: das Männchen bietet Nahrung an, das Weibchen bezahlt mit Sex. Das Männchen bekommt die Chance, sich erfolgreich fortzupflanzen, das Weibchen bekommt Nahrung, ohne sie selbst suchen zu müssen. Und eventuell auch einen Beschützer, der sie gegen die Ansprüche und Avancen anderer Männchen verteidigt. Das klingt beinahe wie ein moderner Ehevertrag, was? ;-)
Menschen sind eben auch Affen, egal was sie sich selbst einbilden. Das in unseren Genen einprogrammierte Verhaltensmuster ist nicht so leicht auszutricksen.

Zur Prostitution gehören immer zwei: jemand, der Sex anbietet, und jemand, der das Angebot akzeptiert.
Die Frage ist nun: wer wird ausgenutzt?
In der legalen Form der Prostitution, der Ehe, ist es wie folgt geregelt: Mann bietet Schutz, Nahrung, Obdach, Frau bietet Sex, Nachkommenschaft und Geborgenheit. Frau darf sich nicht verweigern (-> muß den "ehelichen Pflichten" nachkommen), Mann darf seine Ernährerrolle nicht außer Acht lassen.
In der teils akzeptierten, teils als sittenwidrig angesehenen, in einigen Ländern auch illegalen, aber durch Gesellschaft und Politik geduldeten Prostitution sieht es ähnlich aus: Frau bietet Sex in allerlei Spielarten, Mann bietet dafür Bezahlung, mal mehr mal weniger. Eigentlich ist es eine ganz normale Geschäftsbeziehung wie in jedem Laden. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Brötchen, sondern um einen extrem verletzlichen Bereich des menschlichen Körpers und Seele, um einen der stärksten Triebe des Menschen an sich. Wer den Fortspflanzungstrieb kontrolliert, kontrolliert gleichzeitig den Menschen. Sex sells - immer noch. Und mehr Sex sells more...

Ist käufliche Liebe also immer verwerflich?
Es kommt drauf an, wer wann wieso und mit wem.

Seinen Körper verkaufen zu müssen aus den puren Not heraus halte ich persönlich für verwerflich - nicht die Frauen, die sich vor der Wahl sehen, entweder ihren Körper zu verkaufen oder zu verhungern, sondern vielmehr die Männer oder Freier, die die Notlage der Frauen ausnutzen. Es ist auch eine Frage der Selbstbestimmung, auch der sexuellen Selbstbestimmung, mit wem wann und wie oft der intime körperliche Kontakt gesucht und ausgeübt wird. Selbstbestimmung vermag ich in einer derart extremen Lebenssituation nicht zu sehen.
Der Extremfall des Menschenhandels und des damit oft einhergehenden Zwangs zur Prostitution ist für mich natürlich indiskutabel verwerflich und nicht zu tolerieren.

Prostitution aus Spaß und Lust - gerne, wer daran Vergnügen hat. Das gilt für beide Seiten.
Ich habe schon häufiger von Männern gehört, daß sie in ein Bordell gingen, um einmal ohne Gezicke, Gezetere, Gemecker, Blumensträuße, Essenseinladungen, Cluburlaube einfach Sex zu haben, und danach einfach zu gehen. Geld gegen Ware sozusagen. Kann ich akzeptieren. ;-)

Noch einmal zur These, daß Sex eine Arbeit wie jede andere auch sei. Ist das tatsächlich so?
Gäbe es dann nicht auch eine staatlich anerkannte Ausbildung mit Prüfungen und Abschlußzeugnis? Würde eine solche Ausbildung nicht staatlich finanziell gefördert, vielleicht mit Meister-Bafög? Gäbe es am Ende gar Umschulungen zur Sex-Arbeiterin? Würde man sich stolz als Sex-Worker vorstellen, im Lebenslauf etliche verschiedene Bordelle als Referenz? Wie würde wohl ein Arbeitszeugnis aussehen?  :-))
Ich halte das (leider) für durchaus denkbar.
Nicht für wünschenswert, aber denkbar. Schöne neue Welt, quo vadis?

Heal the world, make it a better place for you and for me and the entire human race...  ;-)  Sathiya

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Privat betriebene Gefängnisse

http://wahrheitskrieg.blogspot.de/2010/07/erstes-privatgefangnis-in-deutschland.html
http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article368533/Das-erste-deutsche-Privat-Gefaengnis-CDU-Fraktionschef-schlaeft-eine-Nacht-in-der-Zelle.html

Gibt es auch in Deutschland, wie in den USA, Gefängnisse, die von privaten Unternehmen betrieben werden? Und zwar nicht nur für Reinigungs-, Housekeeping-, Freizeit- und Seelsorgerangebote, sondern auch um die hoheitlichen Aufgaben, den Freiheitsentzug, das Gewaltmonopol des Staates, durchzusetzen?

Was haben private Investoren eigentlich genau davon, sich als Gefängnisbauer und Strafanstaltbetreiber zu engagieren?

Nach altem europäischem Vorbild fallen mir dazu die berüchtigten Arbeits- bzw. Konzentrationslager ein, in denen bis zum umfallen gearbeitet wurde, weil "Arbeit frei mache".
Die Häftlinge in Hünfeld beispielsweise werden in zwei Schichten zur Arbeit geführt - aha. Arbeit macht also wirklich frei - irgendwann jedenfalls. Ist ja klasse. Und der Staat spart dabei nebenbei noch was - umso besser! Über die Arbeitsentgelte der Häftlinge wird kein Wort verloren, und es fragt auch nie jemand, was und wieviel genau der private Investor daran verdient. Ist wohl geheim. Würde nur die gute Stimmung zerstören, wo man doch grad soo viel an Bau- und Betriebskosten gespart hat. Man könnte ja sonst auf den Gedanken an staatlich geförderte Nähe zur Sklaverei kommen, noch mehr als sonst auch schon.

Was genau in den Gefängniswerkstätten gewerkelt wird, ist wohl auch geheim. Als ich ein Kind war, wurde vermutet, daß die Papiertüten, in welche man Obst und Gemüse gepackt bekam, in solchen Werkstätten zusammengeklebt wurden. So eine stumpfsinnige Arbeit könne man ja nur Häftlingen zumuten. Heutzutage gibts Tütenklebemaschinen - was also genau machen die Leute denn dort? Leisten für IKEA sägen? Knopflöcher für H&M nähen? Plastikaugen an Plastiktiere kleben? Oder gar anspruchsvolleres, wie als Zulieferer für die Autoindustrie arbeiten? Oder für Möbeldiscounter?

Kennt jemand den Film mit Jasmin Tabatabay: "Bandits", wo es um Frauen geht, die aus einem Frauengefängnis ausbrechen? In diesem Gefängnis werden sie unter anderem zur Arbeit gezwungen, teils mit Gewalt. Von Menschenwürde und Selbstbestimmung keine Spur - Hauptsache, die Gefängnisbilanz stimmt. So oder so. Schöne neue Welt - reloaded.

Bitte lieber Gott oder höheres Wesen, bitte mach, daß ich nie ein Gefängnis unfreiwillig von innen besichtigen muß. Noch nicht einmal für nur ganz kurze Zeit. Bitte! Danke.

Sathiya

Dienstag, 29. Oktober 2013

Das Märchen vom bösen? oder doch nicht ganz so bösen Cholesterin

Aus gegebenem Anlaß wieder einmal ein Gesundheitsthema - passend zu den bereits ausufernden Gebirgen von Weihnachtsleckereien in den Geschäften - heute: das gute/böse/gesunde/ungesunde/krankmachende Cholesterin, der moderne "Teufel" in unserer Blutbahn.

Einige Fragen:
  • Was ist Cholesterin und wozu ist es gut?
  • Gibt es einen physiologisch gesehen zu hohen Cholesterinspiegel tatsächlich und wann kommt er vor?
  • Ist Cholesterin böse?
  • Wem nützt es, das Cholesterin als ungesund und böse darzustellen?
  • Wer legt aufgrund welcher Erhebungen und Meßreihen und Experimente die Referenzwerte fest, was als normal zu gelten hat?
  • Welche Lebensmittel werden für einen zu hohen Cholesterinspiegel verantwortlich gemacht, und warum?
  • Wie kann man den krankhaft erhöhten Cholesterinspiegel senken - und wäre es überhaupt notwendig?
  • Cholesterin mittels Tabletten aktiv senken: sollte nicht, bevor Medikamente gegeben werden, zuallererst eine Lebens- und Ernährungsumstellung erfolgen?

Einige dieser Fragen werden hier beantwortet:
http://de.wikipedia.org/wiki/Cholesterin (sehr ausführlich und chemie-bzw. medizinlastig)
http://www.zentrum-der-gesundheit.de/cholesterinsenker-ia.html (im wesentlichen eine Zusammenfassung des Wikipedia-Artikels mit ein paar Gesundheitstips)

http://renegraeber.de/Cholesterin-Report.html (Download mit Kosten verbunden - für den, der es sich wert ist. Braucht man an sich aber nicht: gesunde naturbelassene Lebensweise und Ernährung, und alles ist in Ordnung, vor allem der Cholesterinspiegel)

Einen scheinbaren Durchbruch bei der Cholesterinsenkungstherapie gibt es hier zu "bejubeln":
http://renegraeber.de/blog/durchbruch-bei-cholesterintherapie/
(wobei ich mich ernsthaft frage, was genau dabei zu bejubeln ist. Cholesterinsenkungstherapie scheint überwiegend eine Frage des Glaubens zu sein, und sprudelnder Profite, und weniger eine Frage der Notwendigkeit. Der eine oder andere an den Nebenwirkungen gestorbenen Patient wird leider angesichts der immensen Verdienste als Kolateralschaden abgetan, die Studien entsprechend geschönt... der Artikel setzt sich ernsthaft und kritisch damit auseinander, und es ist unüberhörbar, daß der Autor nicht wirklich viel von Statinen und Co. zur Senkung des LDL hält, stattdessen zur gesunden Lebensführung aufruft - und so unrecht damit nicht hat ;-) )

Das Thema ist in den letzten Jahren zum Politikum geworden: denn mit Cholesterin und der Angst davor läßt sich seit vielen Jahrzehnten viel Geld verdienen... ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Cholesterin gilt als böse, weil man es für viele Krankheiten des Herzkreislaufsystems verantwortlich macht: es soll die Ursache Nr. 1 für Arterienverkalkung sein, was zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen kann. Das böse Cholesterin ist ein Multitalent, was Böse-Sein angeht.
Nahezu alles wird ihm angelastet, in so vielen Nahrungsmitteln soll es in übergroßer Konzentration enthalten sein, die man dann tunlichst zu meiden hätte - und dabei wird es zum großen Teil in unserem Körper synthetisiert, und nur zu einem geringen Teil mit der Nahrung aufgenommen. Eine Art moderner Mythos - das Märchen vom Cholesterin.

Wie kam es überhaupt dazu? Ein russischer Wissenschaftler fütterte vor über 100 Jahren Hasen und andere Pflanzenfresser mit fetter stark cholesterinhaltiger Nahrung (Milch, Eigelb) und erzielte damit bei den Versuchstieren eine Arteriosklerose. Es kam hinzu, daß in den Plaque-Ablagerungen arteriosklerotisch veränderter Gefäße Cholesterol zu finden war - und die Theorie war fertig. Nach damaligem Verständnis (und nach dem heutigen ebenfalls) sehr einleuchtend. So einleuchtend, daß seitdem ständig Versuche liefen, endlich den ultimativen Cholesterinsenker zu finden, der den Menschen vom bösen Cholesterin befreit.

Ein paar Medikamente hatten es tatsächlich geschafft: zuletzt das skandalöse Lipobay, was 2001 vom Markt genommen werden mußte, weil die Nebenwirkungen derart gravierend waren, daß die positiven Effekte davon regelrecht in den Schatten gestellt wurden.

Aber nun zur Hauptfrage: enthält Schokolade Cholesterin?  :-))
Wenn ja, müßte ich wohl mein vorweihnachtliches Weihnachtsschokoladenverkostungsprogramm entsprechend ändern oder anpassen... oder die für mich geltenden Referenzwerte (weiblich, 40+, nicht schwanger, Halbvegetarier) nach irgendwohin korrigieren, wo es noch als "gesund" gilt. Oder aber ein paar Statine als Rescue-Pillen bereitliegen haben, sofern mir zu Weihnachten nach grauem Star, Nierenversagen und Muskelzerfall wäre... *g*

Beste Grüße, Sathiya

Montag, 14. Oktober 2013

Lampedusa

Gestern sah ich spätabends einen Bericht von Spiegel TV über das Flüchtlingsdrama vor der italienischen Insel Lampedusa. Ein Schiff mit mehreren hundert Menschen an Bord war gekentert und die italienische und Malteser Marine hatten alle Hände voll zu tun, die Ertrinkenden zu retten. Zweihundert konnten lebend aus dem Wasser gezogen werden, die anderen nur noch tot geborgen. Ein ganzer Flugzeughangar wurde als Morgue bzw. Leichenhalle eingerichtet, wo in langen Reihen die Särge standen.

Auf jedem Sarg lag eine rote Rose.

Auf den Kindersärgen saß neben einer Blume ein kleiner Teddybär.

Ich bin zutiefst erschüttert.

Was bringt einen Menschen dazu, sein Land zu verlassen, als Flüchtling in Flüchtlingslagern zu leben, und am Ende eine hochgefährliche Flucht in einem überladenen schrottreifen Blecheimer von Schiff zu wagen, dabei sein Leben und das seiner Familie aufs Spiel zu setzen? Wie schlimm müssen die Zustände sein, wie extrem der Leidensdruck!
Oder wie überhöht die Legende vom Paradies auf Erden - der EU - daß der Weg dahin von toten Menschen, von toten Frauen und toten Kindern gepflastert sein muß.
Irgendwann wird das Mittelmeer so voller ertrunkener, verdursteter, verhungerter Menschen sein, daß die letzte Flüchtlingswelle trockenen Fußes nach Lampedusa marschieren kann. Wenn nicht sofort etwas unternommen wird.

Die Einwohner Lampedusas tun mir ebenfalls unendlich leid. Sie sind aufgrund ihrer geografischen Lage mit die ersten, die die Flüchtlingsströme abbekommen, und werden dabei vollkommen alleingelassen von der allmächtigen EU und ihren Bürokraten. Noch etwas, worüber ich mich gewundert habe. Wann wird gehandelt, und zwar so wie es die hohen Ideale der Menschenrechte anweisen?

Stattdessen konnte ich nur kurz nach dem Bericht über das Drama vor Lampedusa einen Bericht "genießen" über einen Grenzwächter-Roboter namens Talos, der für 20 Millionen Euro entwickelt wurde, um die Grenzen der EU zu schützen, wahlweise und nach Kundenwunsch auch mit Schußwaffen ausrüstbar (!!!). Für dieses Geld hätte man all diese Menschen sicher und ohne Todesopfer beklagen zu müssen, in Luxusdampfern nach Hamburg bringen können, und das zehnmal.
Perverserweise sind die umgekommenen Menschen postmortem zu italienischen Staatsbürgern erklärt worden, während die Überlebenden ein Verfahren wegen illegalen Einwanderns zu erwarten haben.

Die Welt ist verrückt geworden, vollkommen verrückt!!

Traurig, Sathiya

Montag, 7. Oktober 2013

Kinderfrage: Was ist eigentlich Zeitverschwendung?

Mit einigen Fragen wird wohl jeder mal konfrontiert und auch auf dem falschen Fuß erwischt, so wie mit dieser, und zwar vom neunjährigen Nachwuchs: Mami, was ist eigentlich Zeitverschwendung?
Anlaß genug für mich, auch einmal darüber nachzudenken, ein paar launige, witzige Phrasen von den ernsthaften Antworten zu trennen.

Das Konzept von Zeit und Zeitverschwendung läßt sich nur aus der Sicht einer effizienzbasierten Gesellschaft und auf Nutzen ausgerichteten Lebenseinstellung erklären. Was mir ziemlich schwer fällt.
Denn - was ist sinnvoll, effizient und wirtschaftlich, und zwar ohne jede Zweifel?
Welche Handlungen, Tätigkeiten, Gedanken sind erlaubt, um die Zeit auch wirklich sinnvoll zu nutzen?
Wer beurteilt dies,wer legt fest, was sinnvoll ist?
Muß die Zeit "sinnvoll" "genutzt" werden, muß sie überhaupt genutzt werden?
Und wenn ich das nicht tue - verschwende ich dann Zeit? Inwiefern soll das schlecht sein?

Wir erwachsene Menschen sind so gepolt und so eingespannt in unser Leben, Beruf, Job, Studium, was auch immer, daß wir ein bestimmtes Zeitkontingent für bestimmte Tätigkeiten und Aktivitäten zur Verfügung haben, nicht mehr und nicht weniger, und dieses tagtäglich optimal nutzen müssen. Gelingt uns das nicht, bezeichnen wir das als verlorene Zeit oder verschwendete Zeit.
Nehmen wir uns etwas vor, und brechen es irgendwann ab, dann haben wir das Gefühl, währenddessen Zeit verloren zu haben, die dazu aufgewandte Zeit verschwendet zu haben. Tun wir etwas Sinnloses, "verschwenden" wir Zeit.

Was wird üblicherweise als Zeitverschwendung bezeichnet:
Etwas wird angefangen, aber nicht beendet (eine Ausbildung, ein Studium, eine Arbeit) - die für die nicht vollendete Arbeit aufgewandte Zeit wird als verschwendet angesehen. Oder jemand investiert Zeit und Gefühl in eine Beziehung, die über kurz oder lang auseinandergeht - die Lebenszeit wird als verschwendet angesehen. Zeitverschwendung ist für einige, sich nicht jeden Tag bis aufs Äußerste zu amüsieren, nicht den maximalen Kick zu suchen und zu erfahren. Manche denken, nur wenn der Tag voller Nutzen und Sinn und handfester Ergebnisse war, war die Zeit nicht verschwendet. Manche glauben, wenn der Tag nicht voller Aufregung und Action verlief, war er verschwendet.
Es gibt soviele Auffassungen dazu wie Menschen... sinnlos, sie alle aufzählen oder sie auch nur in sinnvollen Gruppen zusammenfassen zu wollen.

Schwierige Frage, sehr schwierige Frage. Ein Knochen, an dem schon ganz andere Denker als ich herumgenagt haben, und zu keinem Ergebnis gelangt sind.
Ich komme zu diesem Ergebnis: wir Menschen bekommen mit der Geburt Zeit geschenkt, jeden Tag 24 Stunden. Wir erleben als Babies diese Zeit, ohne einen Gedanken auf Sinn oder Nutzen zu verschwenden (*g*), bis wir uns im Kleinkind- und Schulkindalter dem Effizienzgedanken der Gesellschaft beugen müssen. Also schlafen und aufstehen nach der Uhr, essen, Körperpflege, Spielen und Lernen, Freizeitgestaltung nach der Uhr, sämtliche Tätigkeiten, Gedanken und Gefühle sozusagen effizienzoptimiert. Als Student und Lehrling ist es nicht anders, der Gedanke an Effizienz und Sinnhaftigkeit wird regelrecht ins Gehirn zementiert - bis wir noch nicht einmal unsere freien Augenblicke, Stunden oder Tage genießen können: immer muß die freie Zeit "genutzt" werden. Anstatt uns einfach zu entspannen, einfach zu leben, einfach nur mal dazusein - wird jeder Gedanke daran sofort unterdrückt, da er aufgrund unserer Erziehung mit Verschwendung und Sinnlosigkeit verknüpft ist. Jeder Moment muß genutzt werden, für was sinnvolles, weil wir sonst unserer Zeit verschwendeten.

Kann ich das Problem auf diese Art meiner Neujährigen darlegen?
Ich glaube nicht.

Wie wäre es damit: verschwendete Zeit gibt es nicht. Es ist eine Erfindung einiger Menschen, die wollen, daß sich jeder schlecht fühlt, der einfach mal nichts "sinnvolles" tut, sondern einfach nur lebt.
Es gibt für mich tatsächlich nur eine Situation, in der das Wort von Zeitverschwendung einen Sinn ergibt: wenn man für eine bestimmte Tätigkeit nur eine bestimmte beschränkte Menge Zeit zur Verfügung hat, wie für eine Klassenarbeit oder Klausur oder Diplomarbeit, und dann nichts dazu tut, daß man zügig fertig wird. Die vorgesehene Zeit nicht zu nutzen sondern zu vertrödeln - das ist verschwendete bzw. für mein aktuelles Ziel verlorene Zeit.

Ich glaube dies: es gibt keine verschwendete oder sinnlose Zeit. Nur unklug verbrachte Zeit. Leben, Zeit und Lebenszeit ist Streben nach Glück, egal wie sie verbracht wird, und damit weder sinnlos noch verschwendet.  
Genauso werde ich es meiner Jüngsten erklären. Und ihr die Lektüre "Die unendliche Geschichte" empfehlen.

Carpe diem  *g*, Sathiya

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Achtung, freilaufende Mütter!

Das habe ich ja "besonders gern": beim Fahrradfahren ständig nach links, rechts, vorwärts und rückwärts schauen und hören zu müssen, um nur ja keinen an- oder umzufahren. Und nein, ich fahre nicht mit dem Rennrad, sondern mit einem ganz normalen Sporttreckingrad, mit normaler Geschwindigkeit.
Für mich ist es selbstverständlich, auf die anderen Teilnehmer im Straßenverkehr Rücksicht zu nehmen. Auf Busfahrer, LKW-Fahrer, Autofahrer, Motorradfahrer, Radfahrer, Buggy-Fahrer (das sind die motorisierten Golfwägelchen für Gehbhinderte), Inlineskater, Fußgänger, Hundebesitzer und Mütter mit Kleinkindern. Besonders auf Mütter mit Kleinkindern. Oder freilaufende Mütter ohne Kleinkinder.
Es ist schrecklich...!  :-))

Denkt man nach einer gewissen Beobachtungszeit, die Mütter würden ihrem Bewegungsimpuls folgend eine gewisse eingeschlagene Richtung beibehalten, täuscht man sich: unmittelbar vor einem entschließen sie sich, urplötzlich ihre Richtung zu wechseln, springen einem direkt vors Rad, samt Kinderwagen und allem, das aktuellste Mobiltelefon fest ans Ohr oder vors Auge gepreßt, nichts um sich herum wahrnehmend. Legt man dann eine Vollbremsung hin, weil man froh ist, einem Zusammenprall um Haaresbreite entkommen zu sein, starren sie einen verständnislos an, ohne jeden Bezug dazu, daß sie die Ursache waren, und pflaumen einen noch an, wenn das Kleinkind im Kinderwagen seinen Keks hat fallenlassen, was man denn so dicht auffahren würde.

Wohlgemerkt - unterwegs auf einem ultrabreiten Trottoir, mit ultragrell aufgemaltem Fahrradweg. Auf einem 50 cm breiten Fußweg würde ich das ja noch einsehen, aber diese Sorte Mütter pflegt auf solchen Fußwegen höchstens zu parken (mit ihrem 10-Personen-SUV, und zwar bis press an die Hausmauer, daß noch nicht mal eine sehr dünne Maus vorbeipaßte), und nicht darauf spazierenzugehen.
Oder im Park: 8 Meter breite Wege... man sollte denken, der freie Platz reicht aus. Nein, Irrtum! Er reicht nicht, um sicher entweder rechts oder links an Mutter samt Kleinkindwagen vorbeizugelangen, ohne entweder das eine oder die andere zu streifen... und dabei die ständige Befürchtung, nein Angst, nein prophetische Gabe! zu haben, Mutter oder Kind könnten einem mit Fingern, Armen oder Beinen zwischen die Speichen geraten. Vor allem dann, wenn der niedliche Nachwuchs selbst auf Rädchen daherrollt - unkontrolliert, uneinschätzbar, unbeaufsichtigt. Echtes Pech für mich...

Da fahre ich doch lieber auf einem unserer tollen Radfahrwege mitten in der Stadt, die direkt auf die Straßenmitte aufgemalt sind: links davon zwei Linksabbiegerstreifen für Autos, rechts die Geradeausspur, noch weiter rechts die Busspur. Da gibt´s wenigstens keine Mütter mit Kleinkindern, die einem vors Fahrrad torkeln oder in die Speichen fassen. Nur die im SUV.  ;-)

Kommen einem Hundebesitzer mit ihren Hunden entgegen, halten diese ihre Hunde kurz an der Leine und geben einem soviel Platz wie möglich. Von Müttern mit oder ohne Kleinkinder habe ich das noch nie erlebt. Sie sehen einen kommen, drehen sich weg, und putzen erst mal in aller Seelenruhe ihrem Prinzlein das Rotznäschen, bevor sie eventuell geruhen, einen wahrzunehmen - mit einem Ausdruck gequälten Leides im Gesicht. Was man sich denn erdreisten würde, von ihnen, IHNEN! zu verlangen, zu erwarten, etwas zur Seite zu gehen mit ihrem tiefergelegten ultrabreiten Kinderbuggy... sie wären ja schließlich Mütter.  Als ob sie einen Freischein hätten, für alles, nur weil sie einen Kinderwagen durch die Welt schieben... Ach, holy sh-t. Ich habe lieber wirklich Hundebesitzer als Gegenverkehr. Mit Kampfhunden.

Verbesserungsvorschlag Sathiyas: Mütter mit Kleinkindern sollten einen gewissen Trägheitsfaktor eingebaut haben, der plötzliche unvorhersehbare Bewegungen unmöglich macht oder zumindest extrem abbremst. Dieselben dazu am besten am Kinderwagen anketten, Kinderwagen sollte ein Mindestgewicht von 30 Kilogramm haben (ist auch gut für die Fitness - wenn ich mir manche Frauen so ansehe...). Kleinkinder sollten bis zum Alter von 6 Jahren unbedingt an der (kurzen) Leine geführt werden. Mütter haben Handyverbot in der Öffentlichkeit - sie sollen gefälligst auf ihre Kinder achten und nicht auf die neueste whatsapp-Nachricht. Quer über die Straße torkelnde Kleinkinder sind nicht niedlich, sondern erwecken den Verdacht, in ihrer Milch sei was drin gewesen, was da nicht hineingehört, außerdem ruinieren sie Autos, Fahrräder und meine Nerven. Einen kleinen Rotzbengel süß zu finden, der einen gerade als Sch---haufen bezeichnet, kann wohl bloß ein intelligenzmäßig besonders stark benachteiligtes Elternpaar. Oder ist sowas neuerdings der letzte Schrei?
Bitte und Danke sollten zu jeder Grundausstattung dazu gehören. Bitte beim Verantwortlichen unbedingt die  aktuellen Kleinkind-Lieferungen entsprechend reklamieren und einen Preisnachlaß heraushandeln.   :-)

Für alle friedliebenden Bürger, die gelegentlich einen erholsamen Spaziergang in Wald, Flur, Wiese und Parks genießen wollen, eine Warnung: Achtung, freilaufende Mütter!

Augenzwinkernd, Sathiya

PS: Sathiya ist selbst Mutter. Und war auch mal eine Mutter mit Kleinkind. Aber mit Kleinkind, was auf dem Fahrrad vorn mitfuhr, kaum daß es sitzen konnte... was dem Kleinkind einen heiligen Respekt vor Fahrrädern und Speichen beigebracht hat. So eine Erfahrung in der Art würde der obenbeschriebenen Müttergattung auch gutgetan haben... und ihren Kindern erst recht. Naja.  :-))

Dienstag, 1. Oktober 2013

Eternal Optimist

Etwas lustiges: meine Große und ich haben heute eine kleine shopping-tour gemacht - Nagellacke und dergleichen girlish things ausprobieren. Ich habe einen Nagellack gefunden, der genau meinen Lieblingsfarbton hat.
Ratet, wie die Farbe heißt: "eternal optimist"  :-D .

Meine Große hatte die Arme voller bunter Body-Deko-Sachen, hat auch eine ganze Tragetasche voll eingekauft - und wieder zuhause angekommen, schenkte sie mir genau diesen Nagellack (den ich eigentlich nicht haben wollte - aber okay! habe mich trotzdem sehr gefreut!). Mir gefällt vor allem die Farbbezeichnung: "eternal optimist". Klingt super. :-)

Gestatten: Ich bin es - The Eternal Optimist. The Great Think-pink-Thinker.  :-D
 
Ich hatte ja auf dem Nagellackfläschchen zuerst beinahe dies hier gelesen: et(h)ereal optimist. Ethereal wie ätherisch. Das wäre auch ganz gut, hätte auch gepaßt. Ich bin der ätherische Optimist... immer mit den Gedanken und Sinnen in den Wolken, während die Füße den Boden zwar berühren, aber nicht so ganz, und immer kurz vorm Abheben stehen. ;-)
(naja, nicht wirklich ;-) . In Wahrheit bin ich eher ein Schwarzseher und Teufelandiewand-Maler, der sich die möglichen Folgen jedweder Handlung am liebsten in den düstersten Farben ausmalt - was auch was Gutes hat: so kann ich nur positiv überrascht werden. Meistens.)

Sathiyas unbezahlbarer Tip zum positiv denken: Nagellack in der Farbe "eternal optimist" auftragen, dann stündlich visuell den Farbton genießen und den Lösungsmittelgeruch des Lackes einatmen. Prompte Wirkung wird garantiert. *g*

Salute, Sathiya